Lob stärkt Selbstbewusstsein

Experten informieren in der Astrid-Lindgren-Schule über das Thema Kindesmissbrauch

In einem durch Spenden finanzierten Präventionsprojekt zum Thema sexualisierte Gewalt und Kindesmissbrauch hat der Civitan Club in dieser Woche Lehrer, Eltern und Kinder der Astrid-Lindgren-Schule informiert.
Jennifer Glandorf (von links), Katharina Fischer, Annette Pagel, Michael Huwald und Renate Grethe geben Auskunft zum Umgang mit sexualisierter Gewalt bei Kindern.Schütz
Jennifer Glandorf (von links), Katharina Fischer, Annette Pagel, Michael Huwald und Renate Grethe geben Auskunftzum Umgang mit sexualisierter Gewalt bei Kindern. Schütz

Sehnde. In getrennten Informationsveranstaltungen an der Grundschule haben Experten von Polizei, Beratungsstellen und Stadt Eltern und Lehrern Tipps zum Thema gegeben. Zum Abschluss führte gestern das Kindertheater Mathom aus Melle das Stück „Hände weg von Julia“ auf, das den Grundschülern das Thema mit Mitteln des Schauspiels näherzubringen versuchte.

Es sei nach wie vor richtig, die Kinder vor fremden Männern zu warnen, meinte Civitan-Präsidentin Renate Grethe während der Infoveranstaltung. „Aber die meisten Fälle von Kindesmissbrauch finden innerhalb der Familie statt“, sagte sie. Dem stimmte Kriminalkommissar Michael Huwald zu. Er ist Beauftragter für Jugendsachen und Kriminalprävention des Zentralen Kriminaldienstes Hannover. „Man sollte auf das unmittelbare Umfeld achten“, verdeutlichte er. Dazu zählte er neben der Familie auch den Freundeskreis der Kinder und die Vereine.

„Die meisten Vereine verlangen bereits Führungszeugnisse von Übungsleitern“, lobte Huwald. Dort stehe aber auch nicht alles. Es gelte vor allem, offen zu sein für das, was Kinder erzählten. Bei einem Verdachtsmoment sei es aber nicht ratsam, gleich zur Polizei zu gehen. „Wir müssen dann von Amts wegen ermitteln“, machte Huwald klar. Vielmehr sollte man andere Eltern fragen, um sicher zu gehen, ob es einen Vorfall gegeben habe. Aber generell sei es besser, im Zweifel einen Unschuldigen zu verdächtigen als einen Fall zu übersehen.

Den Kindern zuzuhören ist auch für Annette Pagel ein wichtiger Aspekt. Eine Aussage über einen möglichen Missbrauch abzutun verschrecke das Kind, sodass es möglicherweise gar nichts mehr sage, erklärte die Therapeutin von der Beratungsstelle Wild-rose in Hildesheim. Vor allem gehe es um die Stärkung der Persönlichkeit. Respekt, Lob und Ermutigung stärkten die Persönlichkeit des Kindes, sodass es dem Täter besser entgegentreten könne. „Auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen ist wichtig für das Selbstbewusstsein“, betonte Pagel.

Fachbereichsleiterin Katharina Fischer und die Gleichstellungsbeauftragte Jennifer Glandorf von der Stadt Sehnde stellten in den Veranstaltungen zudem die Präventionsarbeit der Stadt vor.

HAZ vom 18.04.2015