Presseberichte

Mit Menschen und Puppen: Klaus und Regina Gwiasda vom Mathom Theater sensibilisieren in ihrem Theaterstück „Finger weg von Julia“ für das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder.
Mit Menschen und Puppen: Klaus und Regina Gwiasda vom Mathom Theater sensibilisieren in ihrem Theaterstück
„Finger weg von Julia“ für das Thema sexuelle Gewalt gegen Kinder. Quelle: Katja Eggers

Laut Bundeskriminalamt sind in Deutschland jährlich rund 18.000 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren von sexuellem Missbrauch betroffen – doch die Dunkelzimmer ist fast doppelt so hoch. Denn viele Missbrauchsfälle ereignen sich im familiären Umfeld. Der Civitan Club Sehnde weiß auch von Fällen in Sehnde und macht deshalb schon seit Jahren auf das schwierige Thema aufmerksam. Zudem organisiert und finanziert er Präventionsprojekte an örtlichen Grundschulen.

In diesem Jahr geht das Projekt an der Astrid-Lindgren-Grundschule über die Bühne. Die Firma Exportverpackung Sehnde hat den Civitanern dafür 1000 Euro gespendet, die restlichen 200 Euro hat der Club gegeben. Zum Projekt gehören ein Theaterstück für die Schüler, ein Elternabend und eine Informationsveranstaltung für die Lehrer. Ziel ist es, Eltern und Lehrer zu informieren und Kinder behutsam an das Thema heranzuführen, sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken und zu ermutigen, sich im Missbrauchsfall einem Dritten anzuvertrauen.

„Kinder lernen in dem Stück, dass sie sich auch von Erwachsenen nicht alles gefallen lassen müssen und Nein sagen können“, erklärt Regina Gwiasda vom Mathom Theater aus Melle. Die Schauspielerin wird an der Astrid-Lindgren-Schule das Stück „Finger weg von Julia“ gemeinsam mit ihrem Mann Klaus aufführen. Zum Einsatz kommen große Puppen und Musik. In dem Stück geht es um die neunjährige Julia, ihren Kater Oliver und den Erwachsenen Tom, der irgendwann zudringlich wird. Während Kater Oliver bei Gefahr seine Krallen ausfährt, wehrt sich Julia gegen Tom mit Worten und haut ihm feste auf die Finger.

„Das Stück berührt die Kinder, aber es erschreckt sie nicht“, betont Renate Grethe vom Sehnder Civitan Club. Sexualisierte Gewalt gegen Kinder sei ein aktuelles Thema. Elisabeth Freund-Eisele, stellvertretende Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule, ist bisher noch kein sexueller Missbrauchsfall an der Schule bekannt. „Aber dass sexualisierte Gewalt in Sehnde vorkommt, wissen wir von einer anderen Grundschule“, betont Grethe.

Die Astrid-Lindgren-Schule begrüßt das Präventionsprojekt ausdrücklich. „Es reiht sich nahtlos in unser eigenes ganzjähriges Gewaltpräventionsprojekt ein“, sagt Freund-Eisele. Das Theaterstück ist daher schon mehrfach an der Grundschule gezeigt worden. Der Civitan Club organisiert und finanziert das Projekt seit 2011 mittlerweile zum zehnten Mal. Es ist auch schon an der Gundschule Breite Straße in Sehnde, der Wilhelm-Raabe-Schule in Ilten und der Grundschule Rethmar gelaufen. Insgesamt haben es bisher fast 1400 Schüler gesehen.


 

Auf dem Schulhof der Astrid-Lindgren-Schule soll der Hortneubau entstehen.
Auf dem Schulhof der Astrid-Lindgren-Schule soll der Hortneubau entstehen. Quelle: Archiv

Die Stadt Sehnde wächst kräftig: Das ist aus Steuersicht für die Stadt erfreulich, schafft aber neue Herausforderungen – besonders im Kita- und Hortbereich, wo der Bedarf strukturell größer ist als das Angebot. Wegen der Neubaugebiete Kleines Öhr und Maschwiese Süd rechnet die Verwaltung ab dem Schuljahr 2019/2020 mit deutlich mehr Schülern an der Astrid-Lindgren-Grundschule. Weil die Schule deshalb mehr Klassenräume braucht, muss der erst vor zwei Jahren dort eingezogene Hort Kunterbunt wieder ausziehen. Dafür soll die Gesellschaft Infrastruktur Sehnde, eine städtische Tochter, einen Neubau auf dem Schulgelände errichten. Weil der Druck groß ist, soll dieser schon nach den Sommerferien 2019 fertig sein. „Das ist sehr sportlich“, sagte Geschäftsführer Frank Jankowski-Zumbrink im Ausschuss für Kindertagesstätten und Jugend.

Der Bedarf an Hortplätzen in der Astrid-Lindgren-Schule ist enorm. Im vergangenen Herbst hatte die Stadt deshalb 32 Plätze in einem neuen Hort quasi aus dem Boden gestampft, der überwiegend von deren Schülern besucht wird – allerdings in der Breiten Straße, weshalb sie zwischen zwei Standorten pendeln müssen. Mit dem Hortneubau an der Astrid-Lindgren-Schule wolle man nun etwas Grund in die angespannte Situation bringen und ein nachhaltiges Konzept etablieren, sagt Fachdienstleiterin Katharina Fischer. Der starke Anstieg der Schülerzahlen sei eine neue Entwicklung, die man so nicht habe voraussehen können. Flankierend dazu hat die Stadt deshalb die Schulbezirke geändert, um die Astrid-Lindgren-Schule zu entlasten. Nach den Berechnungen im Rathaus wäre sonst bei gleichbleibendem Bezirkszuschnitt vom Schuljahr 2018/19 an mit insgesamt 64 Erstklässlern in zwei Klassen zu rechnen. An der Grundschule Breite Straße dagegen gibt es noch Kapazitäten.

Nach den ersten Entwürfen soll der teils zweigeschossige Hortneubau an der Astrid-Lindgren-Schule 80 Kindern Platz in vier Hortgruppen bieten – bislang gibt es nur zwei. Auf jeder Etage gebe es einen Hausaufgabenraum. Eigentlich sei laut Vorgabe eigentlich für jede Gruppe ein eigener Raum nötig, doch dafür gebe es keinen Platz, sagt Fischer. „Die Schüler können aber nachmittgas in die Schule ausweichen, das hat das Kultusministerium erlaubt.“ Die Betreuung soll künftig zudem über 15.30 Uhr hinausgehen. Die kalkulierte Auslastung liege derzeit aber nur bei dreieinhalb Gruppen – das bedeute eine Reserve von acht Hortplätzen: „Das schafft Luft in der nachschulischen Betreuung.“

Welche Investitionskosten auf die Infrastruktur Sehndes zukommen, konnte Geschäftsführer Jankowski-Zumbrink noch nicht sagen. „Wir sind im Vorentwurf, dabei gibt es noch keine belastbaren Zahlen.“ Gleiches gelte für die Miete, denn die Stadt wird das Gebäude von ihrer Tochter mieten. Auch dabei sei noch Vieles im Fluss und hänge etwa von der Ausstattung ab. So werde es nur eine Küche im Untergeschoss geben, so könne man auf einen Speisenaufzug verzichten. Die Infrastruktur Sehnde hat zwar Erfahrung mit Kitabauten wie etwa der Kita Hugo-Remmert-Straße in Ilten, der Kita Salzburg in Rethmar oder der Kita Südtorfeld in Sehnde. Doch allein könne man das Projekt nicht stemmen, betont Jankowski-Zumbrink. Deshalb habe man das Architekturbüro Zabel ins Boot geholt. Dennoch bleibe die Fertigstellung bis zum Schuljahr 2018/2019 eine Herausforderung.

An der Astrid-Lindgren-Grundschule in Sehnde werden die Klassenräume knapp.
An der Astrid-Lindgren-Grundschule in Sehnde werden die Klassenräume knapp. Quelle: Achim Gückel
Bereits seit einigen Jahren verteilen sich die Schüler nicht gleichmäßig auf die beiden Grundschulen. Während immer weniger Schüler die Grundschule an der Breiten Straße besuchen, werden immer mehr Kinder an der Astrid-Lindgren-Grundschule eingeschult.

Und Letzteres wird sich aufgrund der neuen im Einzugsgebiet befindlichen Baugebiete Kleines Öhr, Maschwiesen Süd und Vor dem Bahnhof weiter verstärken. Die Stadt prognostiziert in den kommenden Jahren durchgehend zehn Klassen in der Schule am Zuckerfabriksweg. Zusätzliche Schwierigkeit: Einige Klassen sind so voll, dass sie kurz vor der Teilung stehen - es wird also mächtig eng in der Astrid-Lindgren-Grundschule. Einzige Lösung für das Raumproblem ist ein Umzug des Hortes an einen anderen Standort. An der Grundschule Breite Straße gibt es dagegen sehr wohl noch Kapazitäten.

Abhilfe soll nun eine Änderung der Schulbezirke schaffen. Damit sollen nicht nur die Kapazitäten besser genutzt, sondern auch längerfristig eine gleichmäßige Auslastung der Schulen gewährleistet werden. Aktuell wird geprüft, welche Gebiete für eine Umverteilung in Frage kommen. Bürgermeister Carl-Jürgen Lehrke zufolge wird eine "verträgliche Lösung für alle Seiten" angestrebt. Die Entscheidung soll noch in diesem Jahr in den politischen Gremien fallen.

Von Patricia Oswald-Kipper
Die Schülerzahlen an der Astrid-Lindgren-Schule steigen. Die Stadt plant auf dem Gelände neue Räume für mindestens zwei Hortgruppen.
Die Schülerzahlen an der Astrid-Lindgren-Schule steigen. Die Stadt plant auf dem Gelände
neue Räume für mindestens zwei Hortgruppen. Quelle: Oswald-Kipper

"Der Bedarf an Kita- und Krippenplätzen steigt weiter", sagt Fachdienstleiterin Katharina Fischer. Im Kitabereich kann die Stadt Sehnde zwar mittlerweile eine fast 100-prozentige Betreuungsquote vorweisen, aber im Krippenbereich liegt sie erst bei rund 60 Prozent. "Bei der Krippenbetreuung wollen wir uns auf 80 Prozent steigern", sagt Fischer. Die Tagesmütterbetreuung soll dabei weiter ein wichtiges Standbein bleiben. Der Trend, dass Eltern ihre Kinder ab dem ersten Lebensjahr fremd betreuen lassen wollten, gehe weiter, erklärt Fischer. "Inzwischen gehen nahezu alle Eltern nach dem ersten Lebensjahr ihres Kindes wieder arbeiten", sagt sie.

Zudem halte deutschlandweit und damit auch in Sehnde der Geburtenboom an. Hinzu kommen Zuzüge - etwa durch die Zuwanderung. Und die Stadt Sehnde wird weiter wachsen. Sie plant in den nächsten Jahren mehrere Baugebiete unter anderem die Gebiete Kleines Öhr, Maschwiesen, Keramische Hütte, die dazu führen, dass es mehr Kinder gibt. Schon allein für das Baugebiet Kleines Öhr, das derzeit am Entstehen ist, rechnet Fischer mit weit mehr als 20 ein- bis sechsjährigen Kindern.

Um dem Bedarf gerecht zu werden, sollen ab 2018 mehrere Bauvorhaben angeschoben werden. So könnte auf dem Grundstück der Kirche an der Mittelstraße eine neue Kita mit drei Gruppen entstehen - sowohl im Bereich Krippe als auch Kindergarten. Weiterhin sind Kindertagesstätten im Neubaugebiet Keramische Hütte und im Baugebiet Maschwiesen vorgesehen. Bei letzterem sei die Stadt bereits in Gesprächen mit dem Investor, sagt Fischer. In einem der Mehrfamilienhäuser soll eine Fläche im Erdgeschoss für eine Kita vorbehalten werden. In Ilten ist ein Anbau an die Kita an der Hugo-Remmert-Straße schon ziemlich konkret. Zwei Gruppen sind dort ab dem Kitajahr 2018/2019 vorgesehen.

Einige Kindertagesstätten sollen auch ihre Betreuungszeiten und das Platzangebot ausweiten. Vorgesehen ist dieses für 2018 etwa für die Kindertagesstätten Im Bosekamp und die Kita Ilten und die Kita Südtorfeld.

Die Stadt will auch in Qualität investieren: So sollen etwa die Stunden für die Drittkräfte in Krippen (Sozialassistenten) zum nächsten Kitajahr von 26 auf 29 Stunden angehoben werden. Die Zusatzkosten würden nahezu komplett durch die Finanzhilfe des Landes gedeckt. Weiter wird in zusätzliches Personal durch eine geplante Erhöhung der Springkraftstunden gesetzt.

Im Bereich der Nachmittagsbetreuung von Grundschülern zeichnen sich ebenfalls  Veränderungen ab. Die Astrid-Lindgren-Grundschule hat durch steigende Schülerzahlen einen höheren Platzbedarf. Die Schule will den Anbau, in dem der Hort Kunterbunt untergebracht ist, ab 2019/20 selbst nutzen. Laut Fischer könnte aber ein Anbau auf dem Schulgelände entstehen. "Was dort genau möglich ist, soll nun geprüft werden"

Der Ausschuss Kindertagesstätten und Jugend wird am Montag, 4. September, um 18 Uhr im Rathaus über die Planungen der Stadt hinsichtlich Kita und Hort beraten.

Bürgermeister Carl-Jürgen Lehrke und die stellvertretende Kunterbunt-Leiterin Tanja Husmann geben die Außenstelle des Hortes an der Breiten Straße offiziell frei.
Bürgermeister Carl-Jürgen Lehrke und die stellvertretende Kunterbunt-Leiterin Tanja Husmann geben die Außenstelle
des Hortes an der Breiten Straße offiziell frei. Quelle: Sandra Köhler

Nur drei Monate nach Beginn der Umbauarbeiten ist die Außenstelle des Hortes Kunterbunt an der Breiten Straße 38 an den Start gegangen. Am Dienstag eröffneten Bürgermeister Carl-Jürgen Lehrke und die stellvertretende Leiterin des Hortes, Tanja Husmann die Einrichtung im Untergeschoss des 1875 erbauten Bauernhauses. „Wir haben die Räume zum 1. Oktober angemietet, seit 16. Oktober läuft der Betrieb“, sagte Lehrke. 16 Kinder werden dort aktuell von Husmann und ihrem Kollegen Lars Bertram betreut.

Insgesamt bietet die Einrichtung in der vom stellvertretenden Ortsbürgermeister und CDU-Ratsherren Hartmut Völksen für einen sechsstelligen Betrag in Eigenregie umgebauten Wohnung im Parterre seines Hauses Platz für 32 Kinder, die ab dem Mittag von 12.35 Uhr bis 17 Uhr am Nachmittag betreut werden. „Problemlos und zeitnah können wir die jetzt bestehende Gruppe auf 20 auffüllen“, sagte Lehrke. Für die angepeilte zusätzliche Kleingruppe mit weiteren 12 Plätzen müsse eine zusätzliche Betreuungskraft eigestellt werden. Er hoffe, sagte Lehrke, dass die Einrichtung zum kommenden Schuljahr vollständig ausgelastet sei. 

Und bis dahin sollten auch Anlaufschwierigkeiten der Vergangenheit angehören: „Als die Möbel angeliefert wurden, haben wir schon gestaunt“, verriet Husmann den Eltern, Kindern, Rats- und Ortsratsmitgliedern bei der offiziellen Feierstunde zur Eröffnung. Denn die Tische und Stühle waren größentechnisch auf Krippenkinder zugeschnitten. „Das war unglücklich. Aber mittlerweile sind die ersten Möbel in passender Größe angekommen. Und wir hoffen, dass noch in diesem Jahr alles abgeschlossen ist und wir nicht nur unser Bestes geben sondern den Kindern auch das Beste angedeihen lassen können“, so Husmann.

Es gebe aber weiteren Bedarf bei Betreuungsplätzen im Nachmittagsbereich, räumte der Bürgermeister ein.  Deshalb hatte der Sehnder Rat auch vor kurzem beschlossen, weitere Hortplätze in Höver und der Kernstadt einzurichten. Insgesamt verfügte Sehnde dann, wenn man die für Ilten vorgesehenen 32 bereits dazurechne, dann über insgesamt 112 Hortplätze, sagt Lehrke. Die Kommune habe damit die magische Zahl von 1000 Betreuungsplätzen – von der Krippe bis zum Hort - mit 1032 jetzt überschritten. 

Allerdings gibt es in Sehnde mittlerweile eine Arbeitsgruppe, die sich speziell darum kümmert, Konzepte für die nachschulische Betreuung zu entwickeln. „Es gibt viele Eltern, denen reicht das Angebot einer Ganztagsschule nicht aus. Wir haben Anfragen nach Betreuungszeiten bis 17, ja sogar bis 18 Uhr“, sagte Lehrke. Und zwar auch in den Ferien und am Freitagnachmittag.  

Es sei weiterhin aber nicht einfach, geeignete Räumlichkeiten zu finden, sagte der Sehnder Bürgermeister. So werde beispielsweise die Astrid-Lindgren-Grundschule, an der die Hauptstelle des Hortes angesiedelt ist, eben jene Räume wegen höherer Schülerzahlen mittelfristig selbst nutzen. Da gelte es schon jetzt, nach Alternativen zu suchen.